Hannover/Bremen – Sein Beiname machte Horst-Dieter Höttges berühmt und war zugleich sein Markenzeichen. Fast alle Fußball-Fans nannten den kompromisslosen Außenverteidiger des SV Werder Bremen und der deutschen Nationalmannschaft „Eisenfuß“. Jetzt ist der Weltmeister von 1974 und Europameister von 1972 tot. Nach Anhaben seiner Familie und des Bundesligaclubs starb Höttges am 22. Juni 2023 im Alter von 79 Jahren in einer Seniorenresidenz im niedersächsischen Verden nahe Bremen.
„Mit Horst-Dieter Höttges verlieren wir einen der größten Werderaner aller Zeiten und einen der besten Fußballer, die es je in Deutschland gab“, würdigte Werder-Präsident Hubertus Hess-Grunewald auf der Homepage des Vereins die Verdienste des Verstorbenen. Zwischen 1965 und 1978 absolvierte der Abwehrspieler 420 Bundesligapartien für die Norddeutschen und erzielte dabei 55 Tore. Nach dem Ende seiner Karriere ernannte ihn Werder zum Ehrenspielführer.
Der gebürtige Mönchengladbacher war 1964 vom Niederrhein an die Weser gekommen, ausgerechnet zu der Zeit, als Trainer-Legende Hennes Weisweiler das Zepter bei Borussia Mönchengladbach übernahm. Höttges fühlte sich auf Anhieb in seiner neuen Umgebung wohl und gewann gleich in seiner ersten Saison mit den Hanseaten den Meistertitel 1965.
In den folgenden Jahren spielte er manchmal auch gegen den Abstieg, doch das Versprechen von Höttges hielt. „Mit mir steigt Werder nicht ab“ hatte der Abwehrstratege einmal erklärt und hielt Wort. Erst zwei Jahre nach dem Abschied des von seinen Mitspielern geachteten und von seinen Gegenspielern gefürchteten Profis mussten die Bremer 1980 erstmals die höchste Spielklasse verlassen.
Für die Nationalmannschaft bestritt Höttges 66 Länderspiele. Der damalige Bundestrainer Helmut Schön hatte das große Können des unerbittlichen Verteidigers früh erkannt und ihn nach nur 22 Bundesliga-Partien für das Heim-Länderspiel gegen Italien (1:1) am 13. März 1965 im Hamburger Volksparkstadion aufgestellt. Danach zählte Höttges zu den Stammspielern der DFB-Auswahl.
Er nahm an den drei WM-Endrunden 1966 in England (fünf Spiele), 1970 in Mexiko (vier Spiele) und 1974 in Deutschland (ein Spiel) teil und stand 1972 sowohl beim legendären 3:1-Auswärtssieg im Londoner Wembley-Stadion als auch beim 3:0 im EM-Finale gegen Russland in der Startelf. Sein letztes Länderspiel bestritt er am 22. Juni 1974 erneut im Hamburger Volksparkstadion. Es war die historische WM-Partie gegen die DDR (0:1) und sie verlief aus seiner Sicht äußerst unglücklich. Wenige Minuten nach seiner Einwechslung entwich ihm sein Gegenspieler Jürgen Sparwasser und erzielte das Siegtor der DDR-Auswahl.
Auch nach dem Ende der Profi-Laufbahn blieb Höttges der Stadt Bremen und dem Umland verbunden. Er arbeitete unter anderem im Nachwuchsbereich des SV Werder und als Trainer für den TSV Achim. 2010 nahm ihn das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte (NISH) in sein Ehrenportal auf. In seinen letzten Lebensjahren litt er an Demenz, viele Sportfans und auch das NISH werden den „Eisenfuß“ aber nicht vergessen.
Text: Peter Hübner, Juli 2023