Weltklasse-Geher Weidner in Salzgitter gestorben

Salzgitter – Fast zwei Jahrzehnte prägte Gerhard Weidner aus Salzgitter das Gehen in Deutschland. Der frühere Weltklasse-Athlet nahm 1968 in Mexiko City, 1972 in München und 1976 in Montreal an drei Olympischen Spielen teil. Obwohl ihm eine Medaille verwehrt blieb – der sechste Platz über 50 Kilometer in München war sein bestes Resultat – zählte der mehrfache deutsche Meister zu den bekanntesten und beliebtesten Leichtathleten. Der gebürtige Magdeburger, der seit 1940 in Salzgitter lebte, ist am 25. September im Alter von 88 Jahren in seiner Heimatstadt gestorben.

„Salzgitter verliert einen großen Sportler“, titelte die „Salzgitter-Zeitung“ ihren Nachruf auf den tempostarken Geher, der seine Leidenschaft für die manchmal belächelte Sportart erst im Alter von 29 Jahren entdeckte. Weidner, der zuvor ein respektabler Handballspieler war, marschierte auf Anhieb in die Weltspitze und vertraute dabei zumeist seinen eigenen Trainingsmethoden.  Bei der ersten Olympia-Teilnahme 1968 war er bereits 35 Jahre alt, fünf Jahre später stellte er in Hamburg einen viel beachteten Weltrekord im Bahn-Gehen auf.

Für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) absolvierte Weidner 62 Länderkämpfe. 1979 zeichnete ihn der DLV mit dem Rudolf-Harbig-Preis aus. Das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte (NISH) nahm den Vorzeigesportler des TSV Salzgitter 1988 in sein Ehrenportal auf. Drei Jahre später erhielt er die Niedersächsische Sportmedaille. 

Der deutsche Olympia-Boykott 1980 in Moskau beendete ziemlich abrupt die internationale Karriere des Gehers, der sich mit 47 Jahren auf seine vierte Olympia-Teilnahme vorbereitet und gefreut hatte. Auch danach blieb „Deutschlands größter Tippelbruder“, wie ihn Stephan Balz in einem Porträt 1989 in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ einmal bezeichnete, dem Gehersport und der Leichtathletik eng verbunden. Im Seniorenbereich sammelte er Titel, Medaillen und Rekorde.  „Wir vermissen einen warmherzigen Menschen und großen Sportler“, würdigte der Niedersächsische Leichtathletik Verband (NLV) den Verstorbenen.

Text: Peter Hübner, 04.10.2021