Große Trauer um Stars wie Maradona und Bryant

Am vorletzten Tag des Jahres 2020 stirbt Walther Tröger

Hannover – Die Todesfälle Kobe Bryant und Diego Maradona haben 2020 weltweit für die größte Trauer und Betroffenheit im Sport gesorgt. Basketballstar Bryant, der seine gesamte Profi-Karriere bei den Los Angeles Lakers in der nordamerikanischen NBA verbrachte, kam am 26. Januar bei einem Hubschrauber-Unfall in der Nähe von Los Angeles ums Leben. Der zweimalige Olympiasieger von 2008 und 2012 mit dem amerikanischen Dream-Team wurde nur 41 Jahre alte. Auch seine Tochter Gianna (13) und sechs andere Menschen starben bei dem Unglück.

Die Nachricht vom Tod des Diego Armando Maradona versetzte am 25. November Millionen Fußballfans in tiefe Trauer. Der charismatische Argentinier gilt als einer der besten Spieler in der Geschichte. Maradona führte als Kapitän seine Nationalmannschaft bei der WM 1986 in Mexiko auf unnachahmliche Weise zum Titel. Mit dem SSC Neapel gewann er zweimal die italienische Meisterschaft sowie 1989 den UEFA-Cup. Noch heute wird der offensive Mittelfeldspieler in Neapel wie ein Heiliger verehrt. Sein Leben, das auch durch zahlreiche Brüche wie etwa Doping-Vergehen gekennzeichnet war, währte lediglich 60 Jahre.

Große Trauer im deutschen Sport löste am vorletzten Tag des Jahres der Tod von Walther Tröger aus. Der Sportfunktionär zählte über Jahrzehnte zu den einflussreichsten Persönlichkeiten im Spitzensport. Für das Nationale Olympische Komitee (NOK) war er als Generalsekretär und von 1992 bis 2002 als Präsident tätig. Achtmal amtierte er als Chef de Mission bei Olympischen Spielen, und von 1989 bis 2009 gehörte er dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) an. Das IOC-Ehrenmitglied starb nach Angaben seiner Familie am 30. Dezember „aus altersbedingten Ursachen“ im Alter von 91 Jahren.

Der Argentinier Maradona war nicht der einzige Fußball-Weltmeister, der 2020 aus dem Leben gerissen wurde. Der Italiener Paolo Rossi, Titelträger von 1982 und bester Torschütze des Turniers, starb mit 64 Jahren. England trauerte um die Defensivspezialisten Nobby Stiles (78) und Jack Charlton (85), die 1966 im Endspiel in Wembley 4:2 gegen Deutschland siegten. Leeds-Legende Charlton führte zudem 1990 das Team aus Irland als Trainer ins WM-Viertelfinale.

Beim WM-Finale 1966 stand Hans Tilkowski im deutschen Tor. Der Dortmunder Keeper, der nach eigenen Aussagen oftmals im Traum mit der Frage konfrontiert wurde, ob der Ball beim Wembley-Tor drin war oder nicht, starb am 5. Januar im Alter von 84 Jahren. „Für mich gehörte er zu den größten Persönlichkeiten des deutschen Fußballs“, sagte DFB-Präsident Fritz Keller. Tilkowskis Berufskollege Harry Gregg (87) aus Nordirland zählte zu den Größten seines Faches. Er wurde 1958 bei der WM in Schweden zum besten Torhüter des Turniers gewählt. 

Die Leichtathleten trauerten um Zehnkampf-Olympiasieger Willi Holdorf (80), dessen Sieg 1964 in Tokio unvergessen ist. Die „Ikone der Leichtathletik“ war ein Multi-Talent, der sich auch als Trainer von Fortuna Köln in der Fußball-Bundesliga versuchte. Speerwerfer Janis Lusis aus Lettland wurde ebenfalls 80 Jahre alt. Er holte 1968 Olympia-Gold für die Sowjetunion und verlor vier Jahre später in München den legendären Zweikampf gegen Klaus Wolfermann um zwei Zentimeter.

Autorennfahrer Sir Stirling Moss (90) feierte zwar 16 Grand-Prix-Siege, wurde aber niemals Formel 1-Weltmeister. Dennoch zählte er nicht nur in Großbritannien zu den populärsten Sportlern. Jockey-Legende Hein Bollow starb im April mit 99 Jahren. Seinen 100. Geburtstag hätte er am 5. Dezember gefeiert.

Das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte (NISH) gedachte 2020 an Ruder-Olympiasieger Horst Meyer (78), an die frühere Judo-Europameisterin Katrin Simper, geborene Beinroth (38), sowie an die Sportführer und Wissenschaftler Heiner Rust (78) und Kurt Hoffmeister (95).  Die Verdienste der vier Verstorbenen hatte das NISH durch die Aufnahme in das Ehrenportal gewürdigt. 

Große Betroffenheit löste der krankheitsbedingte Tod der Handballspielerin Marina Basanowa (57) in Bremen und Umgebung aus. Die frühere russische Weltmeisterin hatte seit 1991 erfolgreich als Spielerin und Trainerin für TuS Walle und Werder Bremen gewirkt. 

Die frühere Weltklasse-Triathletin Nina Kraft starb mit 51 Jahren in ihrer Heimatstadt Braunschweig. 2004 war sie kurz nach ihrem Sieg beim Iron Man auf Hawaii des EPO-Dopings überführt worden. Sie gab Doping zu, bereute den Fehler und versuchte nach Ablauf der Sperre einen Neuanfang. Doch in Deutschland war das kaum möglich. Kraft zog nach Neuseeland und in die USA, gewann noch mehrere Wettbewerbe, ehe sie sich 2015 vom internationalen Geschehen zurückzog.

Der Fußball-Traditionsclub Eintracht Braunschweig, der im abgelaufenen Jahr seinen 125. Geburtstag feierte, trauerte um seinen langjährigen Abwehrspieler Joachim Bäse. Der Kapitän der Meistermannschaft von 1967 starb kurz vor dem Jahreswechsel im Alter von 81 Jahren.  

Peter Hübner, 5. Januar 2021

Namensliste gestorbene Sportlerinnen und Sportler 2020

(kein Anspruch auf Vollständigkeit)

05.01: Hans Tilkowski, Fußball-Nationalspieler, Torwart /84 Jahre/

20.01: Günter Köcher, Tischtennis-Nationalspieler, Funktionär /71/

24.01: Wolfgang Meyer, Ruder-Olympiasieger /78/

24.01: Rob Rensenbrink, Fußball-Nationalspieler, Niederlande /72/

26.01: Kobe Bryant, Basketball-Profi, USA /41/

08.02: Heiner Rust: Sportfunktionär, Behindertensport /78/

16.02: Harry Gregg, Fußball-Torwart, Nordirland /87/

12.03: Wolfgang Hofmann, Judo, Olympia-Zweiter /78/

13.03: Dana Zatapkova, Speerwurf-Olympiasiegerin, Tschechien /97/

19.03: Edi Ziegler, Radrennfahrer, Olympia-Dritter 1952 /90/

26.03: Michel Hildago, Fußball-Trainer Frankreich /87/

12.04: Stirling Moss, Autorennfahrer, GB /90/

12.04: Sascha Hupmann, Basketball-Nationalspieler /49/

12.04: Peter Bonetti, Fußball-Torwart, England /78/

17.04: Norman Hunter, Fußball-Profi, England /76/

20.04: Hein Bollow, Jockey, Galopptrainer /99/

27.04: Marina Basanowa, Handball-Spielerin, Trainerin, Bremen /57/

28.04: Edgar Heidorn, Rudern, Deutscher Meister, Hannover /79/

29.04: Janis Lusis, Speerwurf-Olympiasieger 1968, UdSSR/Lettland /80/

30.04: Gerhard Zebrowski, Fußball-Profi, Bremen /80/

21.05: Gerd Strack, Fußball-Nationalspieler/ 64/

30.05: Bobby Morrow, Sprint-Olympiasieger 1956, USA /84/

06.06: Kurt Hoffmeister, Sporthistoriker, Braunschweig /95/

05.06: Kurt Thomas, Kunstturnen, Weltmeister, USA /64/

08.06: Hans Cieslarczyk, Fußball-Nationalspieler /83/

11.06: Herbert Salomon, Speerwerfer, Sportwissenschaftler /82/

23.06: Katrin Beinroth-Simper, Judo-Europameisterin /38/

05.07: Willi Holdorf, Zehnkampf-Olympiasieger /80/

08.07: Finn Christian Jagge, Ski Alpin, Olympiasieger, Norwegen /54/

10.07: Jack Charlton, Fußball-Weltmeister, England, Irland-Trainer /85/

12.07: Wim Suurbier, Fußball-Nationalspieler, Niederlande /75/

12.07: Lajos Szücz, Fußball-Olympiasieger, Ungarn /76/

16.08: Nina Kraft, Triathletin, Braunschweig /51/

16.08: Georg Volkert, Fußball-Nationalspieler /74/

19.08: Agnes Simon, Tischtennis-Nationalspielerin, Europameisterin /85/

24.08: Wolfgang Uhlmann, Schach-Großmeister, DDR /85/

30.10: Nobby Stiles, Fußball-Weltmeister 1966, England /78/

13.11: Günther Wirth, Fußball, DDR-Auswahlspieler /87/

15.11: Ray Clemence, Fußball-Torwart, England /72/

17.11: Walt Davis, Hochspringer, Olympiasieger 1952, USA /89/

18.11: Adam Musial, Fußballspieler, Trainer, Polen, 71/

19.11: Josef Weilbächer, Fußballspieler, Offenbach /75/

25.11: Diego Maradona, Fußball-Weltmeister 1986, Argentinien /60/

25.11: Jacques Secretin, Tischtennisprofi, Frankreich /71/

02.12: Rafer Johnson, Zehnkampf-Olympiasieger 1960, USA /86/

06.12: Dennis Ralston, Tennis-Profi, USA /78/

09.12: Paolo Rossi, Fußball-Weltmeister 1982, Italien /64/

09.12: Alex Olmedo, Tennis-Profi Peru/USA /84/

13,12: Otto Baric, Fußball-Trainer, Kroatien/Österreich /88/

14.12: Gerard Houllier, Fußball-Trainer, Frankreich /73/

14.12: Günter Sawitzki, Fußball-Nationalspieler, Torwart /88/ 

20.12: Dietrich Weise, Fußball-Trainer, DFB, Frankfurt /86/

22.12: Joachim Bäse, Fußball, Deutscher Meister 1967, Braunschweig /81/

25.12: Iwan Bohdan, Ringen, Olympiasieger 1960, UdSSR /92/

30.12: Walter Tröger, Sportfunktionär, NOK, IOC /91/

31.12: Tommy Docherty, Fußball, Spieler, Trainer, Schottland /92/

Nachtrag 2019

23.12: Hans Krämer, Fußball, Deutscher Meister 1954, Hannover /90/