Olympiasiegerin Hildegard Falck vollendet 75. Lebensjahr

Goldmedaillengewinn am „goldenen Sonntag“ von München 1972

Hildegard Falck, Olympiasiegerin über 800 m bei den Olympischen Spielen von München 1972, vollendet am Sonnabend, dem 8. Juni 2024, ihr 75. Lebensjahr. Viele Ältere erinnern sich noch an den „goldenen Sonntag“ von München: Das war der 3. September 1972, der dem bundesdeutschen Olympiateam gleich drei Goldmedaillen bescherte – nämlich die des Speerwerfers Klaus Wolfermann (78), die von Bernd Kannenberg (1942-2021) über 50 km Gehen und dazu die von Hildegard Falck nach zwei schnellen Stadionrunden in 1:58,55 Min. vor den beiden Konkurrentinnen Nijole Sabaite (Sowjetunion) in 1:58,65 Min. und Gunhild Hoffmeister (DDR) in 1:59,16 Min.

Die Zeit von Hildegard Falck im mit 80.000 Menschen ausverkauften Münchener Olympiastadion bedeute zugleich olympischer Rekord. Einen Weltrekord über ihre Lieblingsdistanz war sie bereits ein Jahr zuvor bei den Deutschen Meisterschaften im Stuttgarter Neckarstadion gelaufen, und zwar als erste Frau der Welt unter zwei Minuten (1:58,45 Min.). In München gesellte sich zu der Goldmedaille noch eine bronzene mit der Staffel des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) über 4×400 m, die damals für Frauen zum ersten Mal zum olympischen Lauf-Programm gehörte, und zwar hier zusammen mit: Anette Rückes (72), Inge Bödding (77) und Rita Wilden (76) vor den Staffeln der DDR mit Weltrekordzeit und der USA.

Hildegard Falck, geborene Janze (verheiratete Falck-Kimmich) kam in Nettelrede, heute ein Ortsteil von Bad Münder am Deister im niedersächsischen Landkreis Hameln-Pyrmont, auf die Welt und begann ihre sportliche Laufbahn im Jahre 1963 bei TUSPO Bad Münder, wechselte vier Jahre später zu Hannover 96 und startete ab 1971 für den VfL Wolfsburg. Die Mittelstrecklerin gewann 1970 und 1971 die Deutschen Hallenmeisterschaften und war 1970, 1971 und 1973 Siegerin bei den Freiluftmeisterschaften des DLV. Im Jahre ihres Olympiasieges unterlag sie jedoch bei den Deutschen Meisterschaften der Frankfurterin Sylvia Schenk (72). Bereits im Jahre 1974 beendete Hildegard Falck ihre Karriere als Leistungssportlerin.

Neben dem Goldenen Band der Sportpresse, das sie 1972 für ihre großartigen Erfolge erhielt, wurde die Realschullehrerin im Jahre 1988 für ihre Verdienste um den Sport in Niedersachsen in die Ehrengalerie des niedersächsischen Sports beim Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte (NISH) in Hannover aufgenommen: „In meiner Zeit als DLV-Präsident bin ich Hildegard Falck immer wieder bei Deutschen Meisterschaften auch persönlich begegnet und habe dabei eine sympathische, bescheidene, kluge und zurückhaltende Frau kennen gelernt, die ihrer Sportart bis heute noch auf das engste verbunden. Ich gratuliere ihr sehr herzlich zum 75. Geburtstag. Ich wünsche ihr alles Gute für viele weitere Jahre“, lautet die Glückwunschadresse des DLV-Ehrenpräsidenten Prof. Dr. Helmut Digel (80), im Hauptberuf als Sportsoziologe früher u.a. langjähriger Leiter des Instituts für Sportwissenschaft der Universität Tübingen.

Text: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann