Trauer um Gerd Müller und Horst Eckel

Sportfans trauern 2021 um Fußball-Weltmeister, Olympiasieger, Funktionäre und Sportjournalisten

Die Todesfälle Gerd Müller und Horst Eckel haben im ausgehenden Jahr nicht nur in der Fußball-Szene große Betroffenheit ausgelöst. Die beiden ehemaligen Weltmeister zählen zu den bekanntesten Sportlerinnen und Sportlern, die 2021 gestorben sind. Die Sportfans trauern auch um andere Top-Athletinnen und Athleten, um bekannte Sportfunktionäre wie den früheren IOC-Präsidenten Jacques Rogge oder um prominente Sportreporter wie den ehemaligen Sportstudio-Moderator Wolf-Dieter Poschmann.  Das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte (NISH) hat eine Liste der bekanntesten Verstorbenen im In- und Ausland zusammengestellt, die aber keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.

Hannover – An den Meldungen über den Tod von Gerd Müller und Horst Eckel kam im zu Ende gehenden Jahr 2021 keine deutsche Nachrichtensendung vorbei. Die beiden Fußball-Weltmeister galten schon zu Lebzeiten als Legenden. Müller, der am 15. August im Alter von 75 Jahren starb, erzielte in der Bundesliga in 427 Partien für den FC Bayern München 365 Tore. Damit ist er bis heute der Rekord-Torschütze der Bundesliga. Seine internationale Karriere krönte der „Bomber der Nation“ bei der Heim-WM 1974, als er im Finale in München das Siegtor zum 2:1 gegen die Niederlande erzielte.

Horst Eckel, der am 3. Dezember mit 89 Jahren starb, gehörte einer anderen Fußball-Generation an. Als sogenannter Außenläufer gewann er am 4. Juli 1954 mit der deutschen Nationalmannschaft das WM-Finale mit 3:2 gegen Ungarn. Zweimal wurde er zudem mit seinem Club 1. FC Kaiserslautern deutscher Meister. Der gebürtige Pfälzer war der letzte Weltmeister aus dem Berner Wunderteam des Bundestrainers Sepp Herberger.

In Roger Hunt  (England/1966) und Leopoldo Luque (Argentinien/1978) starben 2021 noch zwei andere Fußball-Weltmeister. Die beiden Stürmer holten den Titel jeweils bei Turnieren in ihren Heimatländern. Fans aus dem In- und Ausland mussten sich auch von Fußball-Profis wie Özkan Arkoc (Hamburger SV/Türkei), Peter Grosser (München), Ludwig Müller (Nürnberg), Bernd Nickel (Frankfurt), Paul Mariner, Jimmy Greaves, Ray Kennedy (England), Peter Lorimer und Walter Smith (Schottland) verabschieden.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) trauerte nicht nur um Ursula Happe. Die Schwimm-Olympiasiegerin von 1956 und zweimalige Sportlerin des Jahres wurde 94 Jahre alt. Mit Gold dekoriert waren auch die verstorbenen Olympioniken Bernd Kannenberg (Gehen/1972),  Wolfgang Strödter (Hockey/1972), Peter Neusel (Rudern/1964), Lothar Claesges (Bahnrad/1964) sowie Lothar Metz (Ringen/1968), Margitta Gummel (Kugelstoßen/1968) und Dietmar Lorenz (Judo/1980), die alle drei im DDR-Trikot siegten.

Mit der Sprinterin Helga Erny, geborene Klein (Silber), sowie dem Mittelstreckenläufer Karl-Friedrich Haas (Bronze) starben zwei Medaillengewinner der Olympischen Spiele 1952 in Helsinki. Haas, der 90 Jahre alt wurde, gewann zudem 1956 in Melbourne Silber über 400 Meter. Eine olympische Medaille blieb Erika Claus-Fisch zwar versagt. Dennoch zählte die vielseitige Frau aus Hannover zu den erfolgreichsten Athletinnen des DLV, der sie 1964 mit dem Rudolf-Harbig-Preis auszeichnete. Die NISH-Ehrengaleristin schloss im November mit 87 Jahren für immer die Augen.

Der Tod der polnischen Radsport-Legende Ryszard Szurkowski – er gewann viermal die Friedensfahrt – und des schwarzen US-Amerikaners Lee Evans bewegte die internationale Sportszene. Evans wurde 1968 in Mexiko City Doppel-Olympiasieger mit Fabelzeiten über 400 Meter und in der 4 x 400 Meter-Staffel. Bei der Siegerehrung demonstrierte mit einer schwarzen Baskenmütze gegen die Rassendiskriminierung den USA. Er starb nach einem Schlaganfall in Nigeria.

Tragisch war das Ableben der indischen Hockeyspieler Ravindra Pal Singh und Maharaj Krishan Kaushik. Die Olympiasieger von 1980, die in ihrer Heimat Sporthelden sind, starben am 8. Mai innerhalb weniger Stunden an den Folgen einer Covid 19-Infektion. Die Pandemie forderte auch im deutschen Sportjournalismus ein prominentes Opfer. Der frühere Sportschau-Moderator, Ex-Torwart und Fußball-Entwicklungshelfer Holger Obermann erlag nach Angaben seiner Ehefrau Barbara wenige Tage nach seinem 85. Geburtstag einer Corona-Erkrankung.

Andere bekannte TV-Gesichter und Stimmen wie der frühere ZDF-Sportchef Wolf-Dieter Poschmann und die Sportreporter Armin Basche, Friedrich-Karl Brauns und Werner Damm verloren ebenfalls ihr Leben. Der Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS) vermeldete zudem den Tod seines Mitglieds Rainer Holzschuh. Der langjährige Chef der Fachzeitschrift „Kicker“ war auch einige Jahre als Pressechef für den Deutschen Fußball-Bund (DFB) tätig.

In Jacques Rogge, von 2001 bis 2013 Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), starb einer der wichtigsten Sportfunktionäre der Welt. Der Belgier war der Vorgänger des amtierenden IOC-Chefs Thomas Bach und kämpfte gegen den olympischen Gigantismus. Auch Gian Franco Kasper (Schweiz), Ex-Präsident des Internationalen Skiverbandes, der umstrittene Leichtathletik-Funktionär Limine Diack aus dem Senegal sowie der Motorsport-Manager Max Mosley hatten zu ihren Lebzeiten großen Einfluss auf den Weltsport.

Das NISH gedenkt zwei niedersächsischen Sportführern, die sich überregional betätigten. Willi Eckert (Hannover) war Ex-Präsident des Deutschen Rugby-Verbandes. Der Hamelner Helmut Griep engagierte sich nicht nur über mehrere Jahrzehnte für seinen Club RV Weser Hameln, sondern amtierte von 2001 bis 2008 als Chef des Deutschen Ruderverbandes. Nach dem Ende seiner Amtszeit wurde Griep zum Ehrenvorsitzenden des Fachverbandes ernannt.

Erinnert sei zudem an einige norddeutsche Fußball-Größen, die 2021 gestorben sind. Ihre Namen werden automatisch mit ihren Vereinen in Verbindung gebracht: Horst Kinkeldey (Hannover 96), Erwin Piechowiak (Hamburger SV), Wolfgang Kaniber (VfL Osnabrück), Peter Ament (VfL Wolfsburg/Union Salzgitter), Karl Wasch (Göttingen 05), Hans-Jürgen Ripp (Hamburger SV),  Martin Wilke (Trainer Hamburger SV) und nicht zuletzt Danilo Popivoda. Der dribbelstarke Außenstürmer von Eintracht Braunschweig bestritt von 1975 bis 1981 insgesamt 126 Bundesligapartien für die Eintracht und erzielte 30 Tore. „Popi“, wie der Publikumsliebling genannt wurde, starb mit 74 Jahren in Montenegro.

Namensliste der Toten im Sport 2021

01.01: Horst Kinkeldey, Fußball, Hannover 96 /64 Jahre/

05.01: Armin Basche, Sportjournalist, Pferdesport /86/

05.01: Bob Brett, Tennis-Trainer, Australien /67/

05.01: Colin Bell, Fußball, England /74/

12.01: Bernhard Vossebein, Tischtennis-Nationalspieler /95/

13.01: Bernd Kannenberg, Gehen/Olympiasieger /78/

17.01: Liane Winter, Langstreckenläuferin, Wolfsburg /78/

22.01: Willi Eckert, Rugby, Ex-Präsident DRV /84/

23.01: Lother Metz, Ringen, Olympiasieger, DDR /82/

26.01: Jozef Venglos, Fußball, Trainer, Slowakei /84/

26.01: Winfried Bölke, Radrennfahrer /79/

26.01: Margitta Gummel, Kugelstoßen, Olympiasiegerin, DDR /79/

27.01: Helga Erny, geb. Klein, Sprinterin, Olympia-Zweite /89/

01.02: Richard Szurkowski, Radrennfahrer, Polen /75/

05.02: Leon Spinks, Boxen, Olympiasieger, Profi, USA /67/

08.02: Helmut Griep, Rudern, Ehrenvorsitzender DRV /77/

13.02: Juri Wlassow, Gewichtheben, Olympiasieger, UdSSR /85/

15.02: Eva Maria Pracht, geb. Neckermann, Dressurreiterin /83/

15.02: Leopoldo Luque. Fußball-Weltmeister, Argentinien /71/

17.02: Özkan Arkoc, Fußball-Torwart, Hamburger SV, Türkei /81/

18.02: Hans-Werner Grosse, Segelfliegen /98/

23.02: Tormud Knudsen, Nordische Kombination, OS, Norwegen /89/

02.03: Peter Grosser, Fußball, FC Bayern und 1860 München /82/

13.03: Marvin Hagler, Profi-Boxen, USA /66/

16.03: Erhan Önal, Fußball, Bayern München, Türkei /63/

20.03: Peter Lorimer, Fußball, Schottland /74/

26.03: Ursula Happe, Schwimmen, Olympiasiegerin /94/

31.03: Erwin Piechowiak, Fußball, Hamburger SV /84/

01.04: Peter Krohn, Fußball-Funktionär, Hamburger SV /89/

01.04: Hans-Dieter Tippenhauer, Fußball, Trainer, Manager /77/

02.04: Friedrich-Karl Brauns, Sportjournalist,  ARD /83/

08.04: Horst Trimhold, Fußball, SW Essen, Frankfurt, Dortmund /80/

09.04: Wolfgang Kaniber, Fußball, VfL Osnabrück /81/

26.04: Tamara Press, Kugelstoßen, Olympiasiegerin, UdSSR /83/

08.05: Wilfried Peffgen, Radrennfahrer /78/

08.05: Ravindra Pal Singh, Hockey, Olympiasieger, Indien /60/

08.05: Maharaj Krishan Kaushik, Hockey, Olympiasieger, Indien /66/

13.05: Wildor Hollmann, Sportmediziner /96/

19.05: Lee Evens, Leichtathletik, Olympiasieger, USA /74/

20.05: Sandor Puhl, Fußball-Schiedsrichter, Ungarn /65/

22.05: Robert Marchand, Radrennfahrer, Frankreich /109/

23.05: Max Mosley, Motorsport-Funktionär, England /81/

28.05: Markus Egen, Eishockey, Spieler, Trainer /93/

29.05: Peter Ament, Fußball, Wolfsburg, Salzgitter /63/

04.06: Wolfgang Strödter, Hockey, Olympiasieger /73/

23.06: Brian London, Profi-Boxer, England /87/

24.06: Ludwig Müller, Fußball, 1. FC Nürnberg /79/

30.06: Janet Moreau, Sprinterin, Olympiasiegerin, USA /93/

03.07: Karl Wasch, Fußball, Göttingen 05 /91/

04.07: Hans-Jürgen Ripp, Fußball, Hamburger SV /75/

07.07: Carlos Reutemann, Autorennfahrer, Argentinien /79/

09.07: Paul Mariner, Fußball, England /68/

09.07: Gian Franco Kasper, Skisport-Funktionär, Schweiz /77/

22.07. Peter Neusel, Rudern, Olympiasieger /79/

12.08. Karl-Friedrich Haas, Leichtathletik, Olympia-2. und 3. /90/

15.08: Gerd Müller, Fußball-Weltmeister, BL-Rekordschütze /75/

20.08: Werner Damm, Sportjournalist, ARD /70/

27.08: Wolf-Dieter Poschmann, Sportjournalist, ZDF /70/

29.08: Jacques Rogge, IOC-Präsident, Belgien /79/

08.09: Dietmar Lorenz, Judo, Olympiasieger, DDR /70/

09.09: Danilo Popivoda, Fußball, Braunschweig, Jugoslawien /74/

14.09: Juri Sedych, Hammerwerfen, Olympiasieger, UdSSR /66/

19.09: Jimmy Greaves, Fußball, England /81/

21.09: Günter Weinhold, Fußball-Torwart /73/

27.09: Roger Hunt, Fußball-Weltmeister, England /83/

03.10: Wolfgang Strohband, Radsport-Manager /83/

04.10. Sergei Danilin, Rennrodeln, UdSSR, Russland /61/

07.10: Rainer Holzschuh, Sportjournalist, „Kicker“ /77/

10.10. Wilfried Aufenanger, Leichtathletik, Trainer, Manager /74/

15.10. Reinhold Roth, Motorrad-Rennfahrer /68/

26.10. Walter Smith, Fußball, Schottland /73/

27.10: Bernd Nickel, Fußball, Eintracht Frankfurt /72/

30.10: Josef „Pepi“ Bader, Bob-Weltmeister /80/

30.10. Holger Obermann, Fußball, Sportjournalist, ARD /85/

03.11: Hermann Haverkamp, Wasserball-Nationalspieler /79/

06.11: Martin Wilke, Fußball, Trainer, Hamburger SV /94/

09.11: Erika Claus-Fisch, Leichtathletin, EM-2. und 3. /87/

12.11: Lothar Claesges, Bahnradsport, Olympiasieger /79/

28.11: Frank Williams, Formel 1-Rennstallbesitzer /79/

29.11: Cottrell Hunter, Kugelstoßen, Weltmeister, USA /52/

30.11: Ray Kennedy, Fußball, England /70/

03.12: Horst Eckel, Fußball-Weltmeister 1954 /89/

03.12: Lamine Diack, Leichtathletik-Funktionär, Senegal /88/

09.12: Al Unser, Autorennfahrer, USA /82/

11.12. Manuel Santana, Tennis, Spanien /83/

Texte: Peter Hübner, 14.12.2021