Der aktuelle Jahrgang mit spannenden Themen rund um die niedersächsische Sportgeschichte ist frisch erschienen.
Mehr dazu unter der Rubrik Neuerscheinungen: https://nish.de/publikationen/neuerscheinungen
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Am Samstag, den 30. November, feierte Karl (K) Wilhelm Köster im großen Kreis seiner vielen Freunde, Weggefährten und Kollegen seinen 90. Geburtstag. Eingeladen hatte der Kreissportbund Diepholz, in dessen Vorstand Wilhelm Köster seit Jahrzehnten aktiv ist. Unter den anwesenden Gästen waren der Präsident des Leichtathletikverbandes Niedersachsen Uwe Schünemann – ehemaliger niedersächsischer Minister für Inneres und Sport – sowie Reinhard Rawe, der Vorstandsvorsitzende des LandesSportBundes Niedersachsen, der eine ausgiebige und launige Laudatio hielt.
Seit 1958 war und ist Wilhelm Köster in verschiedenen Funktionen erst beim TuS Sulingen und dann auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene des Sports engagiert. Von 1970 bis zur Jahrtausendwende arbeitete er national und international hauptberuflich und dann auch ehrenamtlich beim und für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Wilhelm Köster schrieb darüber hinaus eine Vielzahl an sporthistorischen Artikeln und Büchern zur Regionalgeschichte des Sports und zur Geschichte der Leichtathletik und forschte und arbeitete auch sportbiografisch, unter anderem zu Max Danz und Karl Beuermann. 2002 wurde er Mitglied des Wissenschaftlichen Beirates des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte (NISH), 2010 wurde er Stellvertretender Vorsitzender und von 2018 bis 2024 war er Vorsitzender des Instituts. Seine große Leidenschaft im NISH war und ist das Ehrenportal des niedersächsischen Sports, die Hall of Fame niedersächsischer ehemaliger hervorragender Sportlerinnen, Sportler und Funktionsträger im Sport, die er seit Jahrzehnten sorgsam organisiert, gestaltet und formt. Für seine zahllosen Verdienste um den Sport hat er ebenso viele zahllose Auszeichnungen erhalten.
Was Wilhelm Köster über seine vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten und seine weitreichende Kenntnis um den Sport hinaus so besonders macht, und was die Vortragenden in ihren Reden auch allesamt betonten, sind seine Verlässlichkeit, seine Herzlichkeit, seine menschliche Wärme, seine Liebenswürdigkeit, seine Zugewandtheit, seine Zuversicht und seine Lebensfreude. In seiner Gesellschaft fühlt sich jeder wohl, hier ist man sofort zu Hause, sein jugendlicher Elan – niemand nimmt ihm die 90 ab – ist ansteckend. Wir vom NISH wünschen ihm alles Gute und freuen uns, dass Wilhelm Köster trotz seines kürzlichen Rückzuges aus dem Vorstand immer noch für uns und das Institut da ist.
Text: Prof. Dr. Dr. Bernd Wedemeyer-Kolwe, 01.12.2024
Hannover – Der Sportwissenschaftler Prof. Dr. Gunter A. Pilz (Leibniz Universität Hannover) vollendet am 5. Dezember 2024 in seinem Wohnort Nienhagen bei Celle sein 80. Lebensjahr.
Der renommierte Sportsoziologe hat sich vor allem einen Namen als Gewalt- und Konfliktforscher sowie als Protagonist der Fankultur im Fußballsport gemacht. Nach dem Philosophen und Ruder-Olympiasieger Prof. Dr. Hans Lenk (1935-2024) ist Prof. Dr. Gunter A. Pilz der zweite Ethikpreisträger des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).
Das Niedersächsisch Institut für Sportgeschichte (NISH) hat den bundesweit bekannten Fanforscher im Vorjahr in seine Hall of Fame aufgenommen.
Der gebürtige Baden-Badener lehrte und forschte von 1975 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 2000 im Arbeitsbereich Sport und Gesellschaft am Institut für Sportwissenschaft der Leibniz Universität Hannover, wo er im Anschluss daran noch die von ihm gegründete Kompetenzgruppe Fankulturen und Sport bezogene Soziale Arbeit (KoFaS) bis 2016 leitete. Bis heute steht er der damals neu formierten KoFaS gGmbH noch als Berater zur Seite.
Der Jubilar studierte an den Universitäten Freiburg, München und Zürich die Fächer Soziologie, Psychologie und Volkswirtschaftslehre und war direkt nach dem Studium zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Forschungsinstitut der Eidgenössischen Turn- und Sportschule Magglingen in der Schweiz tätig. Zu seinem umfangreichen Werk mit Publikationen im dreistelligen Bereich gehören vorwiegend die Schwerpunktthemen Sport und Gewalt, Fußball-Fankultur, Rechtsextremismus im Sport, aber auch das Konzept der Bewegten Schule. Die beiden von ihm herausgegebenen Taschenbücher „Sport und körperliche Gewalt“ (Reinbek 1982) und „Sport und Verein“ (Reinbek 1986) waren wegweisende Werke, die als Bände mit den Nr. 7603 und Nr. 7627 in der Reihe „Arbeitsbücher Sport“ seinerzeit große Resonanz nicht nur bei Generationen von Sportstudierenden, sondern auch in Fachkreisen außerhalbe der Hochschulen bis hinein in die Sportorganisationen fanden.
Im Jahre 2008 wurde Gunter A. Pilz eine Honorarprofessur an der Hochschule Hannover in der Fakultät V (Diakonie, Gesundheit und Soziales) verliehen.
Mitte der 1980er Jahre gehörte Gunter A. Pilz, der u.a. als Gutachter für das Bundesinnenministerium fungiert und Forschungsprojekte im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft geleitet hat, zu den Initiatoren eines der ersten (Fußball-)Fan-Projekte in Hannover. Von diesen Projekten, die sich längst im gesamten Profifußball in Deutschland etabliert haben und dort nicht mehr wegzudenken sind, gibt es mittlerweile rund 70 von der Bundes- bis zur 4. Liga.
Damit wird eine positive und gewaltfreie Fankultur rund um den Fußball unterstützt. Auf Vorschlag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) wurde Gunter A. Pilz am 6. September 2012 für seine hervorragenden Verdienste um „Fairplay – das ethische Potenzial des Sports“ in Hannover durch den seinerzeit amtierenden DOSB- und heutigen IOC-Präsidenten Dr. Thomas Bach in einer Feierstunde im niedersächsischen Landtag mit dem DOSB-Ethikpreis ausgezeichnet.
In der Folgezeit wurden ihm noch fünf weitere Ehrungen zu Teil: Nachdem ihm im Juli 2012 vom Niedersächsischen Fußball-Verband die Ehrenspange „in Würdigung hervorragender Verdienste für den Fußballsport und in Anerkennung unermüdlichen Eintretens für seine Ziele“ verliehen wurde, folgte im April 2017 die Verleihung der Silbernen Ehrennadel des DFB in Würdigung seiner Verdienste um den deutschen Fußballsport, im August 2017 die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande und im September 2021 die Goldene Ehrennadel der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs). Seine „jüngste“ Ehrung als einer der ersten Sportwissenschaftler aus dem Land Niedersachsen war im April 2023 die Aufnahme in das virtuelle NISH-Ehrenportal.
Sportkulturell aktiv und engagiert ist Gunter A. Pilz auch weiterhin in mehreren Gremien vorzugsweise für den organisierten (Fußball-)Sport: So ist er u.a. Mitglied im Beirat der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) bei der Deutschen Sportjugend im DOSB, ferner Vorsitzender der AG Qualitätssicherung der Fanprojekte nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit (NKSS); im DFB ist er Mitglied der Expertengruppe Gewaltprävention im Amateurfußball sowie Mitglied in den Kommissionen „Gesellschaftliche Verantwortung“ und „Prävention, Sicherheit und Fankultur“; immer noch gehört wird seine Expertise in beratender Funktion im DFB hauptsächlich bei den Themen gesellschaftliche Verantwortung, Fairplay, Gewaltprävention, Vielfalt und Antidiskriminierung; Pilz ist Schirmherr der Foto-Wanderausstellung gegen Rechtsextremismus „Sei eine Stimme“ der Aktion Liebe Deinen Nächsten e.V. Für die bei der FIFA angesiedelte Daniel Nivel Stiftung leitete Pilz bis zu deren Auflösung Ende Dezember 2023 als Vorsitzender die Arbeitsgruppe „Aktivitäten und Projekte“, die u.a. zwei Pilotprojekte in Deutschland und Frankreich zum Abbau von Feindbildern zwischen Fans und Polizei auf den Weg gebracht hatte. Außerdem hatte Pilz bis zum 27. November 2024 insgesamt 13 Jahre den Vorsitz des Netzwerkes „Sport & Politik für Fairness, Respekt und Menschenwürde“ inne.
Nach eigenen Angaben wollte Gunter A. Pilz schon auf dem Weg zum 80. Lebensjahrzehnt durch den zunehmenden Abbau von Ämtern und Funktionen kürzertreten, um sich mehr dem Privatleben mit Ehefrau Hilda widmen zu können und neben dem Musizieren in der von ihm selbst gegründeten Rock- und Blues-Band das Reisen in die zweite „Pilz-Heimat“ Norwegen auszudehnen und noch intensiver zu genießen: Bis zum Jahresende will er bis auf den Vorsitz der AG Qualitätssicherung der Fanprojekte (nach dem NKSS) dieses Ziel mit etwas Verspätung umgesetzt haben. Ob dann neue Aufgaben auf ihn warten? Abwarten!
Mit Blick auf den bevorstehenden runden Geburtstag gilt es jetzt erstmal die zahlreichen Glückwünsche nicht nur, aber auch aus der Welt des Fußballs und außerhalb des Sports entgegenzunehmen – den Anfang hat der Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft, Prof. Dr. Ansgar Schwirtz (TU München), bereits gemacht: „Ich gratuliere Gunter Pilz im Namen des Präsidiums sehr herzlich zum 80. Geburtstag, wünsche ihm alles Gute und weiterhin viel Gesundheit und Schaffenskraft. Gleichzeitig darf ich heute schon Gunter Pilz unsere Einladung zum 50. Geburtstag der dvs im Oktober 2025 aussprechen. Wir würden uns sehr freuen, Sie, lieber Herr Pilz, dann als unseren Ehrengast, aberauch als einen unserer Zeitzeugen aus den Anfängen der dvsbegrüßen zu dürfen“, spezifiziert Präsident Schwirtz seine besondere Glückwunschadresse … wohl wissend, dass Dr. Gunter A. Pilz damals ab Oktober 1976 der erste (ehrenamtliche) Geschäftsführer der jungen dvs mit Sitz am Institut für Sportwissenschaft in der Uni Hannover war, wo Prof Dr. Andreas H. Trebels (1937-2021) als erster dvs-Präsident residierte.
Text: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, November 2024
Leichtathletik-Experte stirbt mit 88 Jahren
Hannover – Das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte (NISH) trauert um Horst Jahr. Das langjährige Mitglied ist am 27. November 2024 in Hannover gestorben. Johr wurde 88 Jahre alt. Neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit bei der Finanzbehörde hatte er sich fast sein ganzes Leben für den Sport interessiert und stark engagiert. Seine Vorliebe galt dabei der Leichtathletik, für die er seit Beginn der 1950er-Jahre als Athlet, Trainer, Kampfrichter und Funktionär alle Stationen durchlaufen hat. Als Journalist schrieb er für den Niedersächsischen Leichtathletik-Verband (NLV) und für die Zeitschrift „Leichtathletik“ zahleiche Texte.
Johr war im Dezember 1996 dem NISH beigetreten und wurde danach als Stammgast bei allen Veranstaltungen sehr geschätzt. Seine Fachkenntnisse zahlten sich im Medienbereich aus. Als freier Mitarbeiter war er mehrere Jahrzehnte für das Landesbüro Niedersachsen der Deutschen Presse Agentur (dpa) tätig. Radio-Hörer des Norddeutschen Rundfunks kannten seine Stimme als Reporter von zahlreichen Leichtathletik-, Rugby- und Hockey-Veranstaltungen. Für den Deutschen Rugby-Verband (DRV) amtierte er zudem als Pressewart.
Zu seinen sportlichen Höhepunkten zählte stets die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1972 in München. Dort war er als Kampfrichter in der Leichtathletik eingesetzt. „Ich musste damals auch die Trikots und Hosen der Athleten vor dem Wettkampf kontrollieren“, erinnerte sich Johr an diesen besonderen Moment in seinem sportlichen Leben. Bei den Meisterschaften des NLV, sei es in der Halle oder im Freien, war er bis in die jüngste Vergangenheit stets anzutreffen. Oftmals amtierte er als Sprecher.
Seine Ehefrau Traude begleitete ihn häufig zu den Sport-Events. Beide engagierten sich auch in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in der Südstadt. Für sein langjähriges soziales Wirken in der Landeshauptstadt erhielt Horst Johr 2017 von Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostok die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
In den vergangenen Wochen verschlechterte sich sein Gesundheitszustand allerdings rapide. Ein gemeinsames Weihnachtsfest blieb dem Ehepaar Johr verwehrt.
Text: Peter Hübner, 28.11.2024
Erste Stelle im Hall of Fame-Alphabet des NISH
Hannover – Vor allem die Leichtathletik-Anhänger werden seine markante Stimme in Erinnerung behalten. Dieter Adler bildete mit Gerd Rubenbauer ein kongeniales Duo, das für die ARD über viele Jahre von Europameisterschaften, Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen berichtete. Jetzt ist Adler nach Angaben des Norddeutschen Rundfunks in der Nacht vom 8. auf den 9. November 2024 in Hannover gestorben. Die Sportreporter-Legende wurde 88 Jahre alt.
Das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte (NISH) hatte Adler 2016 als besondere Persönlichkeit in sein Ehrenportal aufgenommen. Der gebürtige Heidelberger zählt damit zu den ersten Sportjournalisten, die es in die Hall of Fame schafften. Bereits 2015 hatte ihn der Verband der Deutschen Sportjournalisten (VDS) für sein Lebenswerk mit dem Sportaward ausgezeichnet. Eine Ehrung, die den Medienpreisträger des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) von 2007 besonders erfreute.
Viele Sportfans kennen Adler noch gut aus seiner Zeit als Sportschau-Moderator bei der ARD. Nach der Trennung von Günter Siefarth rückte er in den 60er Jahren zu den Sportschau-Urgesteinen Ernst Huberty und Addi Furler auf. Das Foto, dass das Kölner Moderatoren-Dreigestirn zeigt, hat fast schon Kultstatus.
Doch schon zu dieser Zeit galt seine Vorliebe der Leichtathletik. Er erlebte 1972 die Höhen und Tiefen bei den Olympischen Spielen in München mit. Der Versuch, möglichst unaufgeregt den Job zu verrichten, klappte nicht immer. Bei der WM 1999 in Sevilla erlitt er einen Herzinfarkt.
„Gelassen wirkte er bei der Berichterstattung, keiner, dessen Stimme sich überschlagen hätte, da war Adlers alte Sportschau-Schule, die überschäumenden Emotionen waren nicht sein Ding“, würdigte der „SPIEGEL“ in seiner Würdigung den Verstorbenen.
1988 wechselte Adler zum NDR in das Funkhaus nach Hannover. Dort arbeitete er in der Sportredaktion, moderierte aber auch Sendungen wie „Hallo Niedersachsen“. Kein Problem für den Vollblut-Journalisten, der Geschichte, Politik und Altphilologie studiert hatte.
Zudem trat Adler dem Verein Niedersächsische Sportpresse (VNS) bei. Dort konnte er mit seiner Erfahrung manche Wogen glätten, nur beim jährlichen Skat-Turnier in der Vorweihnachtszeit gingen bei ihm die Emotionen hoch. „Sein Tod ist ein großer Verlust für unseren Verein. Dieter wurde respektiert, seine Erfahrung geschätzt, und sein Wirken als ‚Mr. Sportschau‘ anerkannt“, erklärte der VNS-Vorsitzende Hans-Joachim Zwingmann.
Auch das NISH wird den Mann, der seine letzten Lebensjahre mit Ehefrau im hannoverschen Stadtteil List verbrachte, nicht vergessen. Dafür sorgt schon sein Nachname. Wer im Internet die alphabetisch geordnete Hall of Fame aufsucht, stößt an erster Stelle unter „A“ und „Persönlichkeiten“ auf Dieter Adler.
Text: Peter Hübner, 11.11.2024
Am Samstag, dem 2. November 2024, vollendet Liesel Westermann, die frühere Weltrekordhalterin im Diskuswurf, ihr 80. Lebensjahr.
Die Jubilarin gehörte in den 1960er Jahren zu den weltbesten Leichtathletinnen in dieser technisch anspruchsvollen Wurfdisziplin. Bei den Olympischen Spielen in Mexiko City 1968 gewann sie die Silbermedaille.
Im Verlauf ihrer höchst erfolgreichen Karriere gelang es ihr, insgesamt viermal eine Weltrekordweite im Diskuswurf zu erzielen. Am 5. November 1967 warf sie in Sao Paulo (Brasilien) auf einer Sportfest-Reise durch Südamerika zum Saisonausklang genau 61,26 m weit und damit als erste Frau der Welt über 60 Meter. Ihre persönliche Bestleistung erzielte sie gegen Ende ihrer langen Laufbahn am 12. August 1972 beim Sportfest in Zürich mit der Weite von 64,96 m.
Liesel Westermann wurde in Sulingen im niedersächsischen Landkreis Diepholz geboren. Nach dem Abitur zog es sie zu einem Lehramtsstudium zunächst nach Hannover und dann nach Göttingen, bevor sie ein Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln aufnahm, das sie als Diplom-Sportlehrerin abschloss. Nach beruflichen Stationen als Gymnasiallehrerin in Leverkusen und Solingen ging sie im Jahre 2003 zurück nach Hannover in das Niedersächsische Kultusministerium, wo sie im Range einer Ministerialrätin als leitende Koordinatorin für „Schulsport und Gesundheitserziehung“ bis zur Erreichung der Altersgrenze im Jahre 2009 tätig war.
Ihre „bewegte“ Sport-Biografie begann sie in ihrer Heimatstadt Sulingen: Schon mit drei Jahren besucht Liesel das Kinderturnen und findet große Freude an vielseitiger Bewegung. Im 11. Lebensjahr wird sie Bezirksmeisterin im Brustschwimmen, ein Jahr später Waldlaufmeisterin im Bezirk, bevor das Stadion und damit die Leichtathletik ihre sportliche Heimat wird und sie ihr Talent in den verschiedenen (Wurf-) Disziplinen weiter entfalten kann: Mit genau 30,96 m als 14-jährige ist die Weite ihres ersten Wettkampfs im Diskus dokumentiert und gleichsam der „Startwurf“ für eine großartige Karriere als „Diskus-Liesel“, wie sie später auch in den Medien „gedruckt“ zitiert wird.
Während ihrer ersten Studienzeit startet Liesel Westermann für Hannover 96, stellt 1966 mit 57,98 m im Diskus ihren ersten deutschen Rekord auf, bleibt aber vielseitig und wird u.a. deutsche Meisterin mit der 4×100 m-Staffel und mit der Fünfkampf-Mannschaft. In Länderkämpfen für den Deutschen Leichtathletik-Verband wird sie 51-mal eingesetzt und mit der „Goldenen Länderkampfnadel“ ausgezeichnet. Parallel zu ihrem Studienort-Wechsel 1968 nach Köln schließt sie sich TuS 04 Leverkusen an. Beispielhaft für alle ihre Wettkampferfolge und Rekorde sei wenigstens erinnert an ihren Titel als „Studentenweltmeisterin“ (sic!) 1967 in Tokio sowie Platz 5 bei den Olympischen Spielen 1972 in München.
Liesel Westermann wurde während und nach ihrer Karriere vielfach ausgezeichnet: u.a. als Sportlerin des Jahres (1967 und 1969), Weltbeste Leichtathletin (1967) und als Weltsportlerin des Jahres (1969). Im Jahre 1968 erhielt sie mit dem Silbernen Lorbeerblatt die höchste Sportauszeichnung der Bundesrepublik Deutschland, ferner wurde sie u.a. 1969 geehrt mit dem Goldenen Band der deutschen Sportpresse und der Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen. In die Hall of Fame des deutschen Sports wurde sie im Jahre 2011 aufgenommen, im Ehrenportal des niedersächsischen Sports des Instituts für Sportgeschichte (NISH) in Hannover ist sie schon seit 1988 aufgeführt. In ihrer Heimatstadt Sulingen gibt es inzwischen am Gelände des ehemaligen Bürgerparkstadions den Liesel-Westermann-Weg (mit der Unterzeile „Weltsportlerin des Jahres 1969“), im Jahre ihres 70. Geburtstages wurde dort eine Liesel-Westermann-Stele aus Naturstein eingeweiht. Alle zwei Jahre veranstaltet der TuS Sulingen drei „Liesel-Westermann-Werfertage“ und hat ihr längst die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Bereits im Jahre 1977 erschien eine von ihr selbst verfasste Biografie mit dem Titel „Es kann nicht immer Lorbeer sein“. Darin blickt sie auch zurück auf die „erlebte“ Kehrseite der Medaille im Sport. In dem 356-seitigen Werk geht es ihr um mehr, als nur ihren eigenen sportlichen Lebenslauf nachzuzeichnen. Sportlich ist die heute in Hannover lebende Olympionikin inzwischen bei einer Sportart außerhalb der Leichtathletik gelandet, für die es aber dennoch ein paar Parallelen zum Diskuswerfen gibt: Beim Golf muss schließlich der kleine Ball zuweilen auch möglichst weit geschlagen werden … möge das der Liesel Westermann mit jetzt (über) 80 Jahren weiterhin ganz gut und stets mit viel (Bewegungs-) Freude in der Natur gelingen!
Text: Prof. Dr. Detlef Kuhlmann
Stabwechsel beim NISH: Der Bielefelder Sportpädagoge Detlef Kuhlmann löste als Vorsitzender den bisherigen Amtsinhaber Wilhelm Köster ab. Auf der Mitgliederversammlung in Hannover erhielt der LSB-Vorstandsvorsitzende Reinhard Rawe die „Dr. Bernhard-Zimmermann-Medaille“, zudem wurde der frühere NISH-Chef Arnd Krüger zum ersten Ehrenvorsitzenden ernannt.
Hannover – Detlef Kuhlmann ist neuer Vorsitzender des Niedersächsischen Instituts für Sportgeschichte (NISH). Auf der Mitgliederversammlung trat der 70 Jahre alte Sportpädagoge am 15. Oktober 2024 in Hannover die Nachfolge von Wilhelm Köster (Sulingen) an. Der bisherige NISH-Chef hatte wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag auf eine erneute Kandidatur verzichtet. Kuhlmann, der einstimmig gewählt wurde, bedankte sich unter dem großen Beifall der 17 Stimmberechtigten bei seinem Vorgänger für dessen engagierte Arbeit in den vergangenen sechs Jahren.
„Ich möchte die Sichtbarkeit des Instituts verbessern“, kündigte der in Bielefeld lebende Kuhlmann in seiner Antrittsrede an. Der langjährige Leiter des Arbeitsbereichs Sport und Erziehung am Institut für Sportwissenschaft an der Universität Hannover gehört seit 2016 dem NISH-Vorstand an. Kuhlmann ist nach Wilhelm Henze (1981 – 1990), Jürgen Zander (1990 – 2000), Arnd Krüger (2000 – 2018) und Wilhelm Köster (2018 – 2024) der fünfte Vorsitzende des Sport-Dokumentationszentrums.
Das NISH war 1981 als erste bundesdeutsche Einrichtung dieser Art in der Weserstadt Hoya gegründet worden. Ende 2010 erfolgte der Umzug in die LSB-Akademie des Sports nach Hannover. Dort erforscht und registriert das Team um den hauptamtlichen Geschäftsführer Bernd Wedemeyer-Kolwe (Göttingen) die Sportentwicklung in Niedersachsen und angrenzenden norddeutschen Gebieten.
Der passionierte Langstreckenläufer Kuhlmann, der zudem ein Faible für den Handballsport besitzt, wird zukünftig durch ein neues Stellvertreter-Duo unterstützt. Hedda Sander (Braunschweig) und Thomas Dyszak (Hannover) wurden ebenso einstimmig in den NISH-Vorstand gewählt wie der alte und neue Schatzmeister Fritz Müller (Wunstorf).
Sichtlich überrascht reagierte Reinhard Rawe, Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes (LSB) und damit automatisch im NISH-Vorstand vertreten, auf eine unerwartete Ehrung. In einer seiner letzten Amtshandlungen verlieh Köster dem langjährigen LSB-Chef die „Dr. Bernhard-Zimmermann-Medaille“ für hervorragende sporthistorische Arbeit.
Auch der frühere Leichtathlet Arnd Krüger (Peine) konnte sich über eine Auszeichnung freuen. Die Mitgliederversammlung ernannte den Sportwissenschaftler zum ersten Ehrenvorsitzenden in der NISH-Historie. Fast auf den Tag genau vor 56 Jahren hatte Krüger bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko City den Endlauf über 1500 Meter knapp verpasst.
Text: Peter Hübner (NISH), 16.10.2024
Liebe Sportinteressierte,
die Publikation von Florian G. Mildenberger zur Deutschen Jugendkraft (DJK) ist so eben erschienen. Es ist der 10. Band in unserer Schriftenreihe „Materialien zur Niedersächsischen Sportgeschichte“.
Unter dem Reiter Neuerscheinungen stellen wir Ihnen den Band auf unserer Homepage vor und wünschen viel Spaß bei der Lektüre!