Vor 70 Jahren: DHB-Auswahl Weltmeister im Feldhandball vor 50.000 Zuschauern

25:13-Sieg im Finale gegen die Schweiz in Dortmund

Es war die erste Weltmeisterschaft im Nachkriegsdeutschland. Es war gleichzeitig der absolute Höhepunkt in der Geschichte des internationalen Feldhandballs: Der Deutscher Handball-Bund (DHB) war vom 29. Juni bis 10. Juli 1955 Ausrichter der IV. Feld-Weltmeisterschaft (so der offizielle Titel). Für den 1949 gegründeten DHB war die WM das erste Handball-Großereignis, das die IHF dem DHB als Gastgeber übertragen hatte.  

Zu Gast in der jungen Bundesrepublik Deutschland waren neben der DHB-Auswahl 16 weitere Nationen. Gespielt wurde in 33 Stadien von 32 Städten. Zu den Spielen kamen im Schnitt 12.500 Zuschauer. Im Finale beim 25:13-Sieg der DHB-Auswahl gegen die Schweiz war das Stadion Rote Erde in Dortmund (damals Heimstätte des späteren Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund) sogar mit rund 50.000 Menschen gefüllt … und in den Handball-Geschichtsbüchern wird dieses Endspiel seitdem als „bestes Feldhandballspiel aller Zeiten“ (Erik Eggers) beschrieben.

Abgesehen von der sportlichen Dominanz des DHB-Teams (Handballer aus der DDR waren damals noch nicht dabei!), müssen wir uns die Planung und Durchführung dieses zweiwöchigen Turniers ebenso als eine organisatorische Glanzleistung in Erinnerung rufen … damals gab es noch keine ICE-Bahnverbindungen zu den Spielorten und Handys oder E-Mails, über die mit den Mannschaften eben mal „digital“ kommuniziert werden konnte.

Der Austragungsmodus der WM ging so: Gespielt wurde zunächst in sechs Gruppen mit je drei bzw. zwei Mannschaften „jeder gegen jeden“. Die Gruppensieger und die beiden besten Gruppenzweiten erreichten die Zwischenrunde. Daraus wurden zwei Gruppen mit je vier Mannschaften gebildet, die ebenfalls „jeder gegen jeden“ spielten. Die beiden Tabellenersten erreichten das Finale, die anderen Teams von Rang zwei bis vier traten gegeneinander an, um im direkten Vergleich die Plätze drei bis acht auszuspielen.

Zum DHB-Weltmeister-Team 1955 gehörten die beiden Torhüter Heinz Singer (Polizei SV Hamburg) und Gerd Nellen (TuS Rheinhausen) sowie folgende elf Feldspieler: Heinz Becker (FSV Frankfurt), Markus Bernhard (Bayern München, 3 Tore insgesamt), Hein Dahlinger (THW Kiel, 13), Dr. Jürgen Isberg (Polizei SV Hamburg, 7), Horst Käsler (Berliner SV 92, 1), Bernhard Kempa (FA Göppingen, 22), Hans Ruff (Phönix Ludwigshafen), Walter Schädlich (Hamborn 07, 18), Horst Singer (FA Göppingen, 11), Hans Stahler (TSG Haßloch, 6), Werner Vick (Polizei SV Hamburg), Paul Wanke (Polizei SV Hamburg, 5), Hermann Will (RSV Mülheim, 20) und Ernst Wintterlin (SG Dietzenbach, 5). DHB-Bundestrainer war Fritz Fromm (1913-2001) aus Hannover, der nach der Weltmeisterschaft von Werner Vick (1920-2000) abgelöst wurde; ihm folgte Prof. Horst Käsler (1926-1987).   

Bernhard Kempa galt damals als bester Feldhandballer der Welt und war erfolgreichster deutscher Torschütze. Der Erfinder des Kempa-Tricks wurde nur von dem Schweden Stig Nilsson mit 25 Treffern übertroffen. Übrigens: Zwei Spieler aus dem DHB-WM-Team von 1955 dürfen in diesen Tagen ihren 70. Jahrestag als Weltmeister feiern: der 92-jährige Verteidiger Hans Ruff, der später auch für die TSG Haßloch spielte, und der 90-jährige Göppinger Horst Singer, der während seines Studiums an der FU Berlin auch für den Berliner SV 92 aktiv war, sind – soweit bekannt – die einzigen noch lebenden Weltmeister von Dortmund 1955.

Folgende Nationen waren außer dem DHB-Team bei der Weltmeisterschaft in der Bundesrepublik Deutschland vor 70 Jahren dabei: Portugal, Norwegen, Schweden, Luxemburg, Saarland, Schweiz, Finnland, Spanien, Österreich, Belgien, Frankreich, Tschechoslowakei, Dänemark, Ungarn, Jugoslawien und die Niederlande. Damit wird auch erkennbar, dass die Titelkämpfe eine rein „europäische Weltmeisterschaft“ waren …

Auch wenn in den 33 Stadion von 1955 heute keine Handballspiele mehr stattfinden, muss man sich allein die Namen der „berühmten“ Sportstätten noch einmal auf der Zunge zergehen lassen. Hier wurde 1955 mit jeweils einem Spiel Handballgeschichte geschrieben: Olympiastadion Berlin, Weserstadion Minden, Niedersachsenstadion Hannover, Volkspark-Stadion Sterkrade Oberhausen, TuS-Kampfbahn Hattingen, Walder Stadion Solingen, Städtisches Stadion Lörrach, Kinzigstadion Offenburg, Möslestadion Freiburg, Stadion am Bieberer Berg Offenbach, Wildparkstadion Karlsruhe, Südweststadion Ludwigshafen, Dante Stadion München, Rosenaustadion Augsburg, TSV-Stadion Ansbach, Stadion Oberwerth Koblenz, Poststadion Bonn, Stadion am Zoo Wuppertal, Sportpark Wanne-Süd Wanne-Eickel, Niederrheinstadion Oberhausen, Grotenburg-Kampfbahn Krefeld, Wedaustadion Duisburg, Stadion Reinshagen Remscheid, Jahnstadion Rheydt, Ruhrstadion Bochum, Rheinstadion Düsseldorf, Höing Hagen, Stadion Uhlenkrug Essen, Jahnstadion Hamm, Westkampfbahn Düren, Jahnstadion Neuss, Bökelbergstadion Mönchengladbach und schließlich das Stadion Rote Erde Dortmund … ganz in der Nähe der heutigen Zentrale des DHB im Willi-Daume-Haus an der Strobelallee.

Die DHB-Auswahl spielte der Reihe nach zuerst in Berlin (9:4 gegen Portugal), dann in Hannover (22:2 gegen Norwegen), in Wuppertal (21:18 gegen Österreich), in Oberhausen (23:12 gegen Jugoslawien), in Duisburg (11:8 gegen Tschechoslowakei) und das Finale gegen die Schweiz in Dortmund. 

Die Weltgeschichte des Feldhandballs nach 1955 ist schnell zu Ende erzählt: Eine Weltmeisterschaft in Deutschland hat es danach nie wiedergegeben. Die VII. und letzte WM fand 1966 in Österreich statt. Seitdem ist das DHB-Team (u.a. mit Herbert Lübking, Josef Karrer und Erwin Porzner) „ewiger Weltmeister“; das Team des Handballverbandes der DDR (u.a. mit Klaus Langhoff und Reiner Ganschow) „ewiger Vize-Weltmeister“.

Für die Frauen gab es zwischen 1949 und 1960 nur drei Titelkämpfe auf dem Großfeld zuerst mit Ungarn und danach zweimal Rumänien als Weltmeisterinnen. Die letzten nationalen Meisterschaften in DHB-Regie auf dem Großfeld wurden bei den Frauen 1967 mit dem TV Eimsbüttel Hamburg und bei den Männern 1975 mit der TSG Haßloch als „ewige deutsche Meister“ ermittelt.

Spätesten zu Beginn der 1970er Jahre war das Handballspiel endgültig und überall in der Halle angekommen. Die erste Hallen-Weltmeisterschaft in Deutschland der Männer fand sogar schon 1958 in der DDR statt (Finale in der Werner-Seelenbinder-Halle Ostberlin mit Schweden gegen Tschechoslowakei 22:12 mit der gesamtdeutschen Mannschaft auf Rang drei); die erste WM in Deutschland für Frauen dann 1965 in der Bundesrepublik (Finale in der Dortmunder Westfalenhalle mit Ungarn gegen Jugoslawien 5:3).  

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, Juni 2025    

Prof. Dr. Dr. h.c. Jürgen Dieckert zum 90. Geburtstag:

Oldenburger Sportwissenschaftler und Freizeitsport-Visionär

Turner, Turnpräsident und Trimm-Dich-Gestalter im DSB

Er wurde als einer der ersten Sportwissenschaftler aus Niedersachsen in die Ehrengalerie des niedersächsischen Sports beim Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte (NISH) aufgenommen: Prof. Dr. Jürgen Dieckert, ehemaliger Oldenburger Sportwissenschaftler, Ehrenpräsident des Deutschen Turner-Bundes (DTB) und langjähriges Mitglied der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), vollendet am Dienstag, dem 10. Juni 2025, sein 90. Lebensjahr.

Der in Gumbinnen (Ostpreußen) geborene Jürgen Dieckert wurde nach dem Abitur in Hannover und einem Studium in Göttingen zunächst Assistent und Akademischer Rat am Institut für Leibeserziehung der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Hier promovierte er mit einer Arbeit über „Die Turnerjugendbewegung. Ein Beitrag zur Erziehungsgeschichte der außerschulischen Jugenderziehung während der Weimarer Republik“ im Jahre 1968. Im gleichen Jahr erhielt er einen Ruf an die Pädagogische Hochschule Niedersachsen (Abt. Oldenburg).

Nach der Umwandlung in die Carl von Ossietzky Universität Oldenburg baute Dieckert am dortigen Institut für Sportwissenschaft eine Forschungsstelle für den Freizeit- und Breitensport auf und ließ hier modellhaft für die Bundesrepublik hochschulische Sportanlagen nach modernster Sport-Architektur errichten. Von 1980 bis 1983 war Dieckert Gastprofessor an der Universiade Federal de Santa Maria in Brasilien, auch um dort die Sportwissenschaft als universitäre Disziplin aufzubauen.

In den Jahren 1988 bis 1992 unternahm er in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt mehrere Forschungsreisen zu den Canela-Indianern in Brasilien, wo er deren Spiel- und Bewegungskultur erkundete. Für sein akademisches Wirken in Brasilien erhielt Dieckert später den Titel eines Professors honoris causa (h.c.) der Universität Salvador da Bahia. Im Jahre 2003 wurde Jürgen Dieckert nach 35 Dienstjahren emeritiert, blieb aber der Sportwissenschaft weiterhin verbunden – beispielsweise 2009 mit der Erstellung eines 250-seitigen Sportentwicklungsplanes für die Stadt Oldenburg, in dem Dieckert in der Praxis umsetzbare Leitlinien für die kommunale Sportförderung modellhaft formulierte. 

Der Sportpädagoge Jürgen Dieckert verfügt über eine beispiellose Karriere als Turner und Turnfunktionär: Im Jahre 1956 selbst Deutscher Juniorenmeister im Deutschen Zwölfkampf, fungierte er u.a. von 1962 bis 1966 als Bundesjugendwart des DTB und war von 1990 bis 2000 DTB-Präsident. Danach wurde er für seine großen Verdienste in der Turnbewegung zum Ehrenpräsidenten ernannt. In seine Amtszeit fiel auch der von ihm propagierte Namenszusatz des DTB als „Verband für Leistungs-, Breiten- und Gesundheitssport“. Jürgen Dieckert verdanken wir darüber hinaus wegweisende Impulse im „Sport für alle“, deren Nachhaltigkeit bis heute andauert:

Als ehrenamtliches Präsidiumsmitglied im Deutschen Sportbund (DSB), eine der Vorgängerorganisationen des heutigen Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), war er in den Jahren 1970 bis 1974 für den Breitensport zuständig. In dieser Zeit hat Dieckert u.a. zusammen mit Dr. Jürgen Palm (1935-2006) auf hauptamtlicher Seite im DSB die Trimm-Dich-Bewegung für die Bundesrepublik Deutschland konzeptionell aufgebaut und in der Folgezeit mitgestaltet.

Zu den zahlreichen Auszeichnungen von Jürgen Dieckert gehören z.B. Ehrenmitgliedschaften (u.a. in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Gesellschaft), das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Verleihung der Sportplakette der Stadt Oldenburg und die Aufnahme in die Ehrengalerie des niedersächsischen Sports beim Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte (NISH) im Landessportbund Niedersachsen in Hannover. Seinen 90. Geburtstag verbringt Jürgen Dieckert in einer Seniorenresidenz in Berlin, wo er seit einigen Jahren lebt.

Ein wichtiger Hinweis: Eine ausführliche Würdigung insbesondere der sportpädagogischen Lebensleistung von Prof. Dr. Jürgen Dieckert hat sein Oldenburger Schüler Prof. Dr. Ulf Gebken (heute Uni Duisburg-Essen) verfasst unter dem Titel „Jürgen Dieckert – der Freizeitsport-Visionär“. Der Beitrag ist 2023 erschienen in dem Buch „Gelebte Sportpädagogik“, herausgegeben von Eckart Balz & Detlef Kuhlmann als Band 5 der Reihe „Gelebte Sportwissenschaft“ in den „Schriften der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft“ (Band 299) im Verlag Feldhaus (hier: Edition Czwalina) in Hamburg. 

Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, Juni 2025

21. Preisverleihung des NISH-Wettbewerbes “Wir suchen die beste Jubiläumsschrift“ am 17. Mai 2025 im Foyer des Sportinternats des LandesSportBundes Niedersachsen

Am Samstag, dem 17. Mai, fand die 21. Preisverleihung des Wettbewerbes „Wir suchen die beste Jubiläumsschrift“ statt, den das Niedersächsische Institut für Sportgeschichte e.V. (NISH) alle zwei Jahre seit 1983 durchführt. Ausrichter der Veranstaltung war traditionsgemäß der Sieger des letzten Wettbewerbes, diesmal die Akademische Fliegergruppe (Akaflieg) der Universität Hannover, die vor zwei Jahren mit ihrer Festschrift „100 Jahre AkaFlieg Hannover: Vom Lederfussball-Fahrwerk zum Sicherheitscockpit“, verfasst von Dr. Markus Klemmer, den Wettbewerb gewonnen hatte. Da der Verein keine geeignet großen Räumlichkeiten für die Veranstaltung zur Verfügung hat, fand die Preisverleihung im Foyer des Lotto Sportinternats des LSB Niedersachsen statt. Dies hatte auch den Vorteil, dass Akaflieg auf dem Gelände des LSB im Rahmen der Veranstaltung eines seiner Segelflugzeuge präsentieren konnte, vor dem dann auch das gemeinsame Gruppenfoto entstand.

Am diesjährigen Wettbewerb, dessen Einsendeschluss der 31.12.2024 war, hatten über 90 Vereine mit ihren Jubiläumsschriften teilgenommen, so dass das Fachgremium des NISH, bestehend aus
Dr. Rolf Pfeiffer, Prof. Dr. Arnd Krüger und Dr. Hedda Sander, eine Menge zu tun hatte, um die besten Festschriften herauszulesen. Das Komitee einigte sich schließlich auf die mit einem Geldpreis zu prämierenden Plätze 1 bis 3 und auf elf lobende Anerkennungen; insgesamt also auf 14 Preisträger.

An der Veranstaltung nahmen 40 Personen teil, darunter Mitglieder von Akaflieg und der diesjährigen Siegervereine, dazu Michael S. Langer als Vertreter des Präsidiums des LandesSportBundes und Vizepräsident des SSB Braunschweig sowie Vorsitzender des Schachbezirks Braunschweig. Ebenso waren fast alle Mitglieder des Vorstandes des NISH vertreten: der Vorsitzende Prof. Dr. Detlef Kuhlmann, die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Hedda Sander und Thomas Dyszack, Besitzer Peter Hübner, der NISH-Ehrenvorsitzende Prof. Dr. Arnd Krüger sowie die Mitarbeiter der NISH-Geschäftsstelle Simone Stark, Klaus Völkening und Prof. Dr. Bernd Wedemeyer-Kolwe.

Zunächst sprach der Vorsitzende von Akaflieg, Terry Blühdorn, einige Worte über den Verein und seine Sonderstellung als Sporteinrichtung der Universität. Zwar sei auf der einen Seite Akaflieg eine traditionelle Forschungsstätte des universitären Ingenieurwesens in Hannover, weise aber auf der anderen Seite häufig wechselnde Mitgliedschaften auch im Vorstand auf, die durch das stark fluktuierende universitäre Umfeld bedingt seien: Wer die Universität verlässt, ist in der Regel auch nicht mehr Mitglied bei Akaflieg. Im Anschluss führte Prof. Dr. Detlef Kuhlmann in die über 40jährige Geschichte des NISH-Festschriftenwettbewerbs ein, der durch seine mittlerweile knapp 4.000 eingereichten Festschriften ein wichtiger Bestandteil des NISH auch für seine einzigartige Forschungsbibliothek geworden ist. Anschließend präsentierte der Verfasser der Akaflieg-Festschrift, Dr. Markus Klemmer, in seinem reich bebilderten Vortrag eine überraschende und informative – und für viele Anwesende bislang völlig unbekannte – Geschichte des Segelflugsports in Deutschland.

Dr. Hedda Sander, Prof. Dr. Arnd Krüger und Prof. Dr. Detlef Kuhlmann übernahmen dann gemeinsam die Preisverleihung. Sieger des diesjährigen Wettbewerbs und damit Ausrichter der nächsten Veranstaltung ist der Braunschweiger Kanu-Club von 1921 mit seiner Festschrift zum 100sten Jubiläum. Mit wissenschaftlichem Abstand, aber mit großer Liebe zur Sache macht der

Verfasser Dr. Volker Zelinski die wassersportliche Entwicklung auf der Oker deutlich. Die Jubiläumsschrift stellt einen Meilenstein in der Sporthistoriographie Braunschweigs dar.

Auf den zweiten Platz kam die Festschrift des Männerturnvereins Wolfenbüttel von 1848.
Diesem Verein ist, exemplarisch für einen regionalen Großverein, eine lesenswerte und informationsreiche Vereinsgeschichte gelungen, die fest in der Region verortet ist. Dritter wurde der Gymnasialsportverein Hermann Billung Celle. Der bereits verstorbene Autor Richard Modrow, der von drei geplanten Bänden nur noch zwei vollenden konnte, macht in hervorragender Weise deutlich, wie sich ein Schülerruderverein durch die Verbundenheit der Ehemaligen mit ihrem Gymnasium zu einem gesellschaftlichen Faktor einer Stadt entwickeln kann.

Die weiteren diesjährigen Preisträger des NISH-Wettbewerbs sind der Braunschweiger Billard Club von 1924, der Hunteburger Sportverein von 1923, der Sportverein Ilmenau von 1923, der Turn- und Sportverein „Eintracht“ Rulle von 1924, der Turn- und Sportverein Hohne-Spechtshorn von 1924, die Turn- und Sportvereinigung Burgdorf, die Wassersportfreunde von 1898 Hannover, der Schachbezirk III Südniedersachsen, der Motorsportbootclub Moorwinkeldamm, der Sportverein Evenkamp und der Sportverein Groß Hesepe von 1923.

Nach Abschluss der Preisverleihung wurde noch ein Imbiss gereicht, der bei anregenden Gesprächen eingenommen wurde und die sehr gelungene Veranstaltung beschloss. Das Abschlussfoto mit den Beteiligten wurde dann vor dem Segelflugzeug AFH 24 der Akaflieg aufgenommen.
Der Braunschweiger Kanu-Club lädt als Ausrichter der nächsten Wettbewerbs-Preisverleihung um die beste Festschrift in zwei Jahren nach Braunschweig ein.

Auch zu diesem nächsten Wettbewerb erhofft sich das NISH viele Beiträge der Vereine und Verbände. Einige Bewerbungen sind bereits eingegangen. Die Bedingungen und Termine erfahren alle Interessierten entweder auf der Homepage des NISH (www.nish.de) oder in der NISH-Geschäftsstelle im Ferdinand-Wilhelm-Fricke-Weg 10, 30169 Hannover, Telefon 0511/1268-5060 oder Mail info@nish.de.

Apl. Prof. Dr. Dr. Bernd Wedemeyer-Kolwe

 Geschäftsführer NISH

Gruppenfoto der Veranstaltung mit Preisträgern des Festschriften-Wettbewerbes 2023-2024 vor dem Segelflugzeug AFH 24 der Akaflieg Hannover (Foto: Dirk Hasse/NISH)

LIESEL WESTERMANN 100. NISH-MITGLIED: „ICH GEHÖRE JETZT DAZU“

Der Name Liesel Westermann hat im deutschen Sport einen guten Klang. Die viermalige Weltrekordlerin im Diskuswerfen ist mit 80 Jahren neues Mitglied im Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte. Der NISH-Vorstand begrüßte sein 100. Mitglied mit Blumen und Applaus.

Hannover – Ein bis heute unvergessener Leichtathletik-Star der 60er und 70er-Jahre ist das 100. Mitglied im Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte (NISH). Liesel Westermann, Olympia-Zweite von 1968 im Diskuswerfen, unterschrieb am 6. Mai 2025 ihre Beitrittserklärung. Sichtlich gut gelaunt setzte die inzwischen 80-Jährige „Diskus-Liesel“ zum Abschluss einer NISH-Vorstandsitzung in Hannover ihr Signum unter das Formular und nahm als Begrüßungsgeschenk einen Blumenstrauß in Empfang.

„NISH Hallo, ich gehöre jetzt dazu“, erklärte die frühere Weltklasse-Athletin, die 1967 als erste Frau die Diskusscheibe über 60 Meter (61,26 Meter) geworfen hatte. Zweimal (1967 und 1969) war die aus Sulingen bei Diepholz stammende Leichtathletin bundesdeutschen Sportlerin des Jahres.  „Wir freuen uns sehr, dass es uns gelungen ist, Liesel Westermann für unsere Arbeit zu begeistern“, kommentierte der NISH-Vorsitzende Detlef Kuhlmann den Zugang des prominenten Mitglieds.

Das 1981 gegründeten Dokumentationszentrum sammelt und archiviert seit mehr als 40 Jahren Informationen rund um die Geschichte des Sports in Niedersachsen und Umgebung. „Bei uns können aber nicht nur Prominente, sondern auch Breitensportler aufgenommen werden“, ergänzte Kuhlmann. Die Verbundenheit von Westermann mit dem NISH hat mehrere Gründe. Bereits 1988 war die 14malige deutsche Meisterin wegen ihrer herausragenden Erfolge in das Ehrenportal aufgenommen worden. Zudem stammt der Ehrenvorsitzende und Leichtathletik-Fachmann Wilhelm Köster (90) ebenso wie Westermann aus der Gemeinde Sulingen. Nicht zuletzt gehört auch Westermanns Buch „Es kann nicht immer Lorbeer sein“ aus dem Jahr 1977 zum Bestand der umfangreichen NISH-Bibliothek.

Beim Besuch in Hannover plauderte die Diplom-Sportlehrerin, die unter anderem als Gymnasiallehrerin in Leverkusen und als Ministerialrätin im Niedersächsischen Kultusministerium gearbeitet hatte, auch aus dem sportlichen Nähkästchen. Als vielseitige Leichtathletin konnte sie nicht nur Diskuswerfen, sondern auch sehr gut sprinten. 1964 gewannen Westermann und ihren drei Klubkolleginnen Renate Meyer geb. Rose, Christa Elsler und Erika Fisch von Hannover 96 die 4 x 100 Staffel bei den deutschen Meisterschaften. „Ich war damals Schlussläuferin. Jutta Heine hat mich als letzte Läuferin des ASV Köln nicht eingeholt“, berichtete das neue NISH-Mitglied mit Stolz und Schmunzeln.
Text: Peter Hübner, 07.05.2025

Hintere Reihe von links nach rechts: Fritz Müller (Vorstand NISH), Wilhelm Köster (ehem. Vorsitzender NISH), Reinhard Rawe (LSB Niedersachsen), Peter Hübner (Vorstand NISH), Bernd Wedemeyer-Kolwe (Geschäftsstelle NISH), Christian Becker (Vorstand NISH);
vorne von links nach rechts: Dr. Hedda Sander (stellv. Vorsitzende NISH), Liesel Westermann-Krieg, Prof. Dr. Detlef Kuhlmann (Vorsitzender NISH).

Foto: Jaak Beil, LSB Niedersachsen